GRÜNE sieht geplantes Wohngebiet “Am Hahnbusch” in Gablenz kritisch – auch Landratsamt mit Bedenken

Berechtigte Vorbehalte von Regionalplanern und Anwohnern sollten Gehör finden

Die Stadt Stollberg möchte im OT Gablenz  ein weiteres neues Wohngebiet “Am Hahnbusch” von ca. 40 000 m² entwickeln. Der Stadtrat hat für die Aufstellung eines Bebauungsplanes bereits seine Zustimmung erteilt. Man will den Ortsteil “städtebaulich abrunden” sowie der “Eigenentwicklung des Ortes” Rechnung tragen.

Das Statistische Landesamt Sachsen allerdings prognostiziert der Kommune – wie fast allen Städten und Gemeinden im Erzgebirgskreis –  einen weiteren Bevölkerungsrückgang von ca. 12 Prozent bis zum Jahr 2035, so dass künftig die 10 000er Einwohnermarke unterschritten werden wird.

Die Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Kreistag, Ulrike Kahl, sieht die fortschreitende Bebauung mit großer Skepsis: “Ständig neu entstehende Wohngebiete führen bei schwindender Bevölkerung in aller Regel zu einer Unterauslastung alter Wohnbestände sowie zur Verödung von Ortskernen, das kann nicht gewollt sein. Doch nicht nur demografische Aspekte sprechen gegen die Ausweisung ständig neuer Wohngebiete, sondern allein die zunehmende Flächenversiegelung gebietet einen anderen Umgang mit der wertvollen Ressource Boden.”

Weil auch die Regionalplaner in dem potentiell zu bebauenden Gebiet in Gablenz ein Vorranggebiet für die Landwirtschaft sowie ein Vorbehaltsgebiet für den Arten- und Biotopschutz sehen, wandte sich die Kreisrätin mit einem Fragenkatalog an das Landratsamt als Genehmigungsbehörde, dessen Antworten nun vorliegen.

So bewertet auch die Kreisverwaltung die Flächenneuinanspruchnahme “Am Hahnbusch” als bedenklich, da die Planung Eingriffe in die landwirtschaftliche Betriebs- und Wirtschaftsstruktur verursacht. Aber auch durch den Flächenentzug, die -zerschneidung sowie die Beeinträchtigung des Bodengefüges und des Bodenwasserhaushaltes sind dauerhafte Schädigungen die mögliche Folge.

Auch sehen die GRÜNEN zusätzliche Probleme bei Starkregenereignissen, die in dem betreffenden Areal bereits 2010 zu Überflutungen und Schäden an bebauten Grundstücken führten.

“Bei weiterer Bebauung werden sich derartige Konflikte künftig noch verstärken, dazu brauchen wir keinen Blick durch die Glaskugel. Notwendige Hochwasservorbeugung wird hier leider ausgeblendet. In all diese Bedenken reihen sich auch Gablenzer Bürgerinnen und Bürger ein, die die Situation vor Ort bestens kennen. Es ist zu hoffen, dass letztlich die berechtigten Vorbehalte und Argumente von Regionalplanern und Anwohnern bei den politischen Entscheidungsträgern auch Gehör finden”, so die Kreisrätin.

Anhängend die Antwort des Landrates sowie Fotos vom zu bebauenden Areal (Fotoquelle U. Kahl)

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