GRÜNE: Keine verlässlichen Wetterdaten vom Fichtelberg durch gescheiterte Vollautomatisierungsstrategie des DWD – Über Windgeschwindigkeiten lässt sich nur orakeln

Auch das  Erzgebirge durchlebte in den vergangenen Tagen eine Serie von orkanartigen Stürmen, die vielerorts Schäden verursachten. Doch mit welcher Geschwindigkeit fegten diese durch unsere Region? Dazu gibt es nur offizielle Messungen aus Chemnitz, wo der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine Wetterstation in einer Höhenlage von knapp 420 Meter betreibt und dort Spitzengeschwindigkeiten von 116 km/h registrierte.

“Für den erzgebirgischen Raum selbst sind diese Messungen jedoch kaum tauglich oder vergleichbar, da sind die Kammlagen ausschlaggebender. Doch Fehlanzeige für alle, die sich von der Wetterstation auf dem Fichtelberg verlässliches Datenmaterial versprachen. Die Messinstrumente des DWD auf Sachsens höchstem Gipfel liquidierten bereits vor Wochen ihren Dienst, so dass sich über Windspitzenwerte nur orakeln lässt”, so Ulrike Kahl, Kreisrätin der GRÜNEN.

“Zurückzuführen ist dies auf die seit 01.01.2019 umgestellte Vollautomatisierung der ursprünglich mit Personal betriebenen Fichtelberg-Wetterwarte, die seitdem auch für viele andere Wetterparameter – einschließlich Schneehöhe – nur äußerst lückenhafte oder verfälschte Wetterdaten liefert.”

“Dabei mangelte es in den Jahren zuvor nicht an Experten und Praktikern, die den Deutschen Wetterdienst vor dem Abzug der Wetterbeobachter und der damit verbundenen Vollautomatisierung in dieser Höhenlage warnten. Wir als GRÜNE kämpften mit vielen Aktionen über Jahre an deren Seite –  vor allem auch für die Fortführung der über hundertjährigen Klimadatenreihe, deren Aus nun besiegelt ist. Selbst die von uns anberaumten Vor-Ort-Termine mit Vertretern des DWD aus Offenbach führten zu keiner Strategieänderung. Daher war und bleibt es verantwortungslos, gerade in Zeiten des Klimawandels auf die Erkenntnisse dieser wertvollen Datenreihen zu verzichten. Auch eine von uns im Jahr 2016 initiierte Petition an den Deutschen Bundestag blieb erfolglos”, ressümiert die GRÜNE.

“Diese Datenausfälle waren vorprogrammiert, weil bereits zuvor die Automatisierungsversuche auf dem Feldberg im Schwarzwald sowie auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald gescheitert waren. Statt aus diesen Erkenntnissen die erforderlichen Schlüsse zu ziehen, setzte man die Automatisierungstrategie auf Bergstationen unbeirrt fort. Das erweist sich nun einmal mehr als fataler Fehler. Der DWD nahm billigend in Kauf, dass wissenschaftliche Reihen, auf die wir künftig mehr denn je angewiesen sind, gestoppt wurden. Das ist beklagenswert und folgenschwer, ein Umsteuern tut not!”

Fotoquelle: GRÜNE