GRÜNE bedauert Zerstörung der Mehrschwalbenkolonie beim Abriss auf Pfeilhammergelände in Pöhla (Antwort vom 02.08.2021)

Forderung nach Aufklärung, Ermittlung und Ausgleichsmaßnahme

Seit einigen Wochen ist der Abriss der alten Gebäude des ehemaligen Pfeilhammerwerkes in Pöhla in vollem Gange, nur noch wenige Fragmente sind zu beräumen.

“Höchst bedauerlich jedoch, dass mit dem Abriss auch eine Mehlschwalbenkolonie, die an dem Dachaufbau eines Gebäudeteils siedelte, mit liquidiert wurde”, so Ulrike Kahl, Kreisrätin der GRÜNEN im Erzgebirgskreis.

“Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie unsensibel hier agiert wurde. Die Mehlschwalbe ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz eine geschützte Art. Sie darf weder gefangen oder gestört noch ihr Quartier zerstört werden. D. h., der Schutz gilt ganz ausdrücklich auch für die Brutstätten bzw. Behausungen der Vögel.
Dabei befinden sich die kunstvoll aus Lehm gebauten Schwalbennester nicht in irgendwelchen Verstecken, wie oft bei anderen Vogelarten, sondern sind selbst für Laien gut sicht- und wahrnehmbar an Außenwänden im Dachbereich von Gebäuden, wie hier am Pfleilhammer, zu finden. Sollte das tatsächlich den verantwortlichen Behörden als auch der Abrissfirma entgangen sein?”
Der Bestand der Mehlschwalbe geht beständig zurück, gerade weil durch den Menschen immer wieder Nester zerstört werden oder Vergrämungsstrategien zum Einsatz kommen. Auch erschwert die moderne Architektur den Nestbau  der Gebäudebrüter. Die historischen Pfeilhammergebäude lieferten offenbar optimale Bedingungen für Brut und Aufzucht.

“Das Entfernen bzw. Zerstören der Nester ist laut geltendem Bundesnaturschutzgesetz grundsätzlich eine strafbare Handlung, die auch durch Bußgelder geahndet wird. Daher fordere ich sowohl vom Landratsamt als auch von der Stadtverwaltung Schwarzenberg entsprechende Aufklärung und Ermittlungen. Die Zerstörung dieser Nesterkolonie ist kein Kavaliersdelikt, sondern hinterlässt – wie Beobachtungen zeigen –  verzweifelt umherfliegende Mehlschwalben inmitten der Brutzeit. Es stellt sich die Frage, ob wider besseres Wissen der Abriss forciert wurde oder hat man jegliche Sorgfaltspflicht – auch bereits im Vorfeld der Abrissmaßnahme –  vermissen lassen?”
Die Zerstörung der Kolonie ist jedenfalls nicht mehr gutzumachen, nichtsdestotrotz sollten sich die Entscheidungsträger schnellstmöglich um entsprechende Kompensations- oder Ausgleichsmaßnahmen bemühen. So könnten Schwalbentürme vor Ort aufgestellt werden, wobei es keine Garantie gibt, dass jene auch von den Mehlschwalben angenommen werden. Vor allem aber muss alles getan und die erforderliche Sensibilität an den Tag gelegt werden, damit sich solche Fälle nicht mehr wiederholen”, so die GRÜNE.

Mit einer entsprechenden Anfrage wandte sich die Kreisrätin an das Landratsamt. Die Antwort dazu wird in etwa vier Wochen erwartet.

Fotoquelle Schwalbenturm: U. Kahl

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