GRÜNE sieht Planentwurf für Stollberger Gewerbegebiet an Autobahn mit großer Skepsis – Umweltschutz und Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen sind mehr denn je zu priorisieren

Baupreisanstieg und eklantanter Fachkräftemangel lassen Projekt ebenso fragwürdig erscheinen

Bereits vor drei Jahren warnten die GRÜNEN die Stadt Stollberg aus vielerlei ernstzunehmenden Gründen davor, die Pläne für ein neuerliches großes Gewerbegebiet westlich der Autobahn weiter zu verfolgen. Ungeachtet der ebenso von Trägern öffentlicher Belange wie von BürgerInnen und Landwirten vorgebrachten Argumente, die eine Bebauung mit großer Skepsis sehen, hat nun der Stadtrat im April dieses Jahres den Entwurf für den Bebauungsplan beschlossen.

“Obgleich sich die umweltrelevanten Bedingungen mehr verschechtert als gebessert haben und uns zudem spätestens seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine deutlich vor Augen geführt wurde, wie wichtig landwirtschaftliche Böden für die Sicherung unserer Lebensmittelversorgung sind, blendet man das eindeutige Überwiegen der negativen Aspekte in Stollberg bedauerlicherweise aus”, so Ulrike Kahl, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Kreistag.

“Nach unserer Auffassung müssen die Faktoren Umweltschutz, Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen und die Weiterentwicklung von Gewerbeansiedlungen künftig noch sorgfältiger als bisher abgewogen werden. Eben weil wir immer deutlicher zu spüren bekommen, dass der Klimawandel mit seinen zunehmenden Extremwetter-Situationen auch um das Erzgebirge keinen Bogen macht. Grüne, unbebaute Flächen sind in dicht besiedelten Regionen wie der unseren von höchstem Wert. Im aktuellen Zustand leisten sie als Frischluftschneise einen wichtigen Beitrag zum Stollberger Stadtklima. Aus diesem Grund ist es vorrangige Aufgabe, mit den verbliebenen unversiegelten Flächen so sorgfältig wie möglich umzugehen”, mahnt die GRÜNE.

In diesem Zusammenhang verweist die Kreisrätin auch noch einmal auf die Antwort des Landratsamtes auf ihre Anfrage vom August des vergangenen Jahres, wo die Landkreisbehörde in ihrer Stellungnahme Bedenken hinsichtlich des Bodenschutzes, des Naturschutzes und der Landwirtschaft, aber auch aus Sicht der Wasserwirtschaft geltend gemacht hat.

Siehe https://www.gruene-kreistag-erzgebirge.de/kreisanfrage-planungsstand-gewerbegiet-westlich-der-autobahn-in-stollberg/

“Doch unabhängig von diesen Argumenten müsste den Stollberger Entscheidungsträgern bewusst sein, dass die Umsetzung des Projektes auch vor dem Hintergrund des eklatanten Fachkräftemangels sowie der erheblich gestiegenen Baukosten mehr als fragwürdig ist. Fast jedes Unternehmen in Südwestsachen sucht händeringend Personal und konkurriert dahingehend mit anderen Regionen in der Bundesrepublik. Das Argument, das “Erwerbsinteresse von Familien” bedienen zu wollen und über 600 Arbeitsplätze zu schaffen, hat ausgedient und verfängt nicht mehr.”

Die GRÜNE weist ferner darauf hin, dass gegenwärtig bis einschließlich 05.07.2022 der Entwurf des Bebauungsplanes im Stollberger Rathaus ausliegt.

Während dieser Auslegungsfrist können Bedenken und Anregungen zu dem Entwurf schriftlich oder zur Niederschrift in der Stadtverwaltung  vorgebracht werden. Alle Interessierten sollten daher von ihrem demokratischen Einspruchsrecht Gebrauch machen und ihre Einwände geltend machen.

Zusätzlich sind die Planunterlagen in der Internetpräsentation der Stadt Stollberg unter www.stollberg-erzgebirge.de sowie auf dem Zentralen Landesportal  des Freistaates Sachsen unter  https://buergerbeteiligung.sachsen.de/portal/stollberg-erzgebirge/beteiligung/themen/1029390 einsehbar.

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