GRÜNE ruft zum Flächensparen auf – Zunehmende Hochwasserereignisse gebieten verantwortungsvollen Umgang mit Boden

Pressemitteilung vom 28.07.2021

GRÜNE ruft zum Flächensparen auf – Zunehmende Hochwasserereignisse gebieten verantwortungsvollen Umgang mit Boden

Kommunale Leerstands- und Baulückenkataster sowie Förderkonzepte für ältere Bestandsimmobilien können Bau auf grüner Wiese überflüssig machen

Verfolgt man die kommunalpolitischen Schlagzeilen der letzten Wochen und Monate, registriert man zahlreiche Ratsbeschlüsse, die neue große Wohngebiete an Siedungsrändern ihrer Gemeinden auf den Weg bringen. Demnach sollen z. B. im Marienberger Ortsteil Lauta bald 36, in Leukersdorf 20 Grundstücke für Eigenheime entstehen. Die Stadt Wolkenstein plant, der grünen Wiese gar 30 000 m² für Wohnzwecke zu entziehen und die abgetragene Halde 65 in Bad Schlema, auf der vormals 16 500 Bäume standen,  soll ebenso mit Wohnparzellen überplant werden. Diese Aufzählung ist unvollständig, zeigt aber paradoxerweise, dass in einem Landkreis, dessen Bevölkerung weiter im Schrumpfen begriffen ist – von derzeit ca. 332 000 auf ca. 286 000 Einwohner im Jahr 2035 –  immer mehr Siedlungsfläche in Anspruch genommen wird.

“Mit Blick auf die jüngsten verheerenden Starkregen- und Hochwasserereignisse in unserem Land besorgt mich diese Entwicklung sehr”, so Ulrike Kahl, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Kreistag.

“Statt den Flächenfrass  einzudämmen, verwerten und bebauen wir immer mehr wertvollen Boden. Meist sind das Flächen, die der Landwirtschaft entzogen werden. Was wir brauchen, ist mehr Hochwasserschutz in der Fläche, deutlich weniger Versiegelung und mehr Versickerung. Zwar gibt es auf dem Papier ambitionierte Ziele des Landes sowie Bundes, den Flächenverbrauch zu reduzieren, doch die Praxis zeigt das Gegenteil. Wenn kommunale Planungshoheit nicht in Einklang mit diesen Absichten gebracht wird, sind die Vorgaben das Papier nicht wert, auf dem sie stehen.”

“Dabei ist deutliches Umsteuern dringender denn je. Die Steigerung von Landverbrauch angesichts eskalierender ökologischer Krisen ist andernfalls verantwortungslos.
Expandieren wir auf grüner Wiese weiter, destabilisieren wir zudem unsere Ortskerne, die andernfalls veröden und zum Verschwinden eines über Jahrhunderte gewachsenen Kulturraumes führen.”

Dabei gibt es gute Beispiele, wie das die sieben Kommunen der Hofheimer Allianz in Franken beweisen. Siehe  https://www.br.de/nachrichten/bayern/gegen-landflucht-projekt-der-hofheimer-allianz-erfolgreich,SSUuPRp

Mittels Leerstandsmanagement und geförderten Architektenkonzepten wurden dort in den vergangenen Jahren über 340 leerstehende Häuser wiederbelebt. Die Ausweisung von neuem Bauland machte sich dort letztlich überflüssig, eben auch, weil die Sanierung des Altbaus von den Kommunen entsprechend gefördert wurde und junge Familien überzeugen konnte. Denn auch die Erschließung neuer Wohngebiete ist ein finanzieller Kraftakt zu dem dann noch die künftigen Ausgaben zur Unterhaltung der gesamten Infrastruktur hinzukommen. Diese Folgekosten werden häufig ausgeblendet.”

Kaum eine Kommune im Erzgebirgskreis verfügt derzeit über Leerstands- oder Baulückenkataster, wo mit entsprechender Software alle unbewohnten Gebäude zunächst ermittelt und erfasst  und  bisher unbebaute Grundstücke registriert sind. Die Grundstückseigentümer werden befragt und können ihre Objekte über die Homepage der Kommune zum Verkauf anbieten. So eine kommunale Grundstücksbörse macht es oft nicht mehr nötig, zusätzlich Baugebiete auszuweisen.

“Hingewiesen sei an dieser Stelle auch noch auf das Landesprogramm “Jung kauft alt”, wo seit Ende März der Erwerb mit Modernisierung von älteren Bestandsimmobilien besonders förderfähig ist. Solche Förderrichtlinien, die der Vitalisierung unsere Ortskerne im ländlichen Raum dienen, weisen in die richtige Richtung”, so die GRÜNE.