Beschämend! Kein Bock auf Landkreispartnerschaft mit Tschechien

Die Übergroße Mehrheit der Mitglieder des Kreistages im Erzgebirgskreis entschieden sich zur letzten Kreistagssitzung am 5. Juli 2023 gegen den von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Antrag zur Aufnahme einer offiziellen Landkreispartnerschaft mit einer tschechischen Gebietskörperschaft. Nach 15 Jahren seines Bestehens unterhält der Erzgebirgskreis zwar Partnerschaften zu vier Landkreisen im Altbundesgebiet, zu einem nach Polen und selbst nach Taiwan.

“Jedoch fehlte in diesem Reigen bisher eine solch offizielle Kreispartnerschaft gerade zu jener europäischen Region und dem Land, mit dem uns viele Kilometer unmittelbare Grenze verbinden, die besonders im vergangenen Jahrhundert immer auch mit politischen Konflikten beladen war. Eine solche Partnerschaft mit einem tschechischen Kreis hätte ein weiterer Mosaik-Stein sein können, der unserem Landkreis noch fehlt, der ihn liebenswerter und bunter gemacht hätte. Schließlich vereint uns auch ein gemeinsamer Kultur- und Naturraum”, so Ulrike Kahl, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Kreistag.

“Doch die Überzahl der Kreisräte und Kreisrätinnen im Erzgebirge sahen das anders. Ich empfinde das als sehr bedauerlich und beschämend zu gleich. Wir zwei Nationen haben nach langer Zeit politischer Auseinandersetzungen viel Schuld und Hass, Schmerz und auch Blut hinter uns gelassen. Heute, wo uns im vereinten Europa nur noch die Sprachbarriere trennt, hätten wir ein lebendiges und sichtbares Zeichen für mehr Verständigung und Dialog setzen können. Ein solches Partnerschaftsprojekt hätte auch der bisherigen grenzübergreifenden Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft und Institutionen auf den Gebieten des Tourismus und Verkehrs, der Kultur oder des Naturschutzes neue wichtige Impulse verleihen können. Doch man verschloss sich mit fadenscheinigsten Argumenten diesem Ansinnen. Ich frage mich und mache mir Sorgen, wie solche Entscheidungen einer deutschen kommunalen Volksvertretung wohl bei unserem tschechischen Nachbarn aufgenommen werden?”

“Nichtsdestotrotz werden wir als GRÜNE weiterhin auf zivilgesellschaftlicher Ebene um regen Austausch mit Vereinen, Organisationen und Menschen aus Tschechien bemüht bleiben. Ich selbst habe dort viele Freunde und schätze und liebe das Land mit seinem Soldaten Schwejk, dem Schriftsteller Jaroslav Rudiš oder dem Illustrator Josef Lada, dem Prager Frühling und dessen Samtener Revolution.”

“Und ich bitte unsere Nachbarn um Entschuldigung wegen dieser sächsischen Peinlichkeit!”

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