Gewerbegebiet statt zwei Windräder? GRÜNE vermuten Verhinderungsplanung in Pockau – Lengefeld

Versiegelung von Landwirtschaftsflächen muss Einhalt geboten werden

Der Stadtrat von Pockau-Lengefeld beschloss am 31. März in seiner Sitzung, südöstlich der B 101 einen großen Gewerbepark “An der Blauen Taube” mit einer Ausdehung von ca. 40 Hektar auf bisher landwirtschaftlich genutzter Fläche zu errichten. Um die Planung zu sichern, wurde eine Veränderungssperre für diesen Bereich erlassen, die mindestens für zwei Jahre gelten soll. Zugleich aber verweigert die Stadt das Einvernehmen zum Genehmigungsantrag der Firma Sachsenkraft GmbH, die sich seit vielen Jahren erfolglos darum bemüht, auf dem Areal zwei Windenergieanlagen zu errichten.

Zudem beantragte die Kommune Anfang April bei der Landkreisverwaltung die Zurückstellung des Vorhabens zur Errichtung der Windräder. Die GRÜNEN im Landkreis beurteilen diese Vorgehensweise der Stadt Pockau-Lengefeld äußerst kritisch.

“Vor dem Hintergrund der jahrelangen Bemühungen von Sachsenkraft, dort zwei Windräder zu errichten, können wir die Entscheidung für ein großes Gewerbeareal an der Blauen Taube nur als reine Verhinderungsplanung verstehen”, so Ulrike Kahl, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Kreistag. “Nun plötzlich eine Gewerbegebietsplanung aus dem Ärmel zu schütteln und eine Veränderungssperre zu verfügen, zeugt davon, dass man dort lieber großflächig Landwirtschaftsfläche versiegeln möchte, als gewillt ist, zwei Windräder zu ertragen. Auch ein Biobauer müsste dort wertvollen Boden zur Nahrungsmittelerzeugung opfern, sollte es zur Umsetzung des Gewerbeparks kommen. Haben die kommunalen Entscheidungsträger überhaupt bedacht, dass letztlich auch für Gewerbegebiete der Strom irgend woher kommen muss? Zweifelhaft ist zudem, ob diese Flächen auch wirklich Investoren finden. Denn angesichts der wirtschaftlichen Pandemiefolgen müssen wir froh sein, wenn alles bestehende Gewerbe im Kreisgebiet diese Krise unbeschadet übersteht.”

“Auch der Planungsverband der Region Chemnitz als zuständiger Träger der Regionalplanung in Sachsen hat in einer Vorab-Stellungnahme seine Bedenken zum Gewerbegebiet artikuliert, wie das Landratsamt einräumt. Daher ist es nur folgerichtig, dass auch die Landkreisbehörde die rote Ampel leuchten lässt. Regionplanung wie Baugesetzbuch verpflichten zum sparsamen Umgang mit Grund und Boden. Der Kreis selbst hat sich in seinem vergangenen Jahr beschlossenen regionalen Entwicklungskonzept auf die Fahne geschrieben, den fortwährenden Flächenfraß zu stoppen. Es ist ein Paradoxum, dass in einem bevölkerungsmäßig schrumpfenden Landkreis immer mehr Flächen versiegelt werden und den Landwirten der Acker entzogen wird”, so die GRÜNE.

“Viel mehr ist es an der Zeit, umfassender und intensiver über zukunftsweisende Eneregiekonzepte nachzudenken, die Klima und Umwelt schützen. Zudem birgt die Versorgung mit erneuerbarer Energie auch Wertschöpfungspotential gerade für den ländlichen Raum. Bricht man die Ausbauziele des Bundes für regenerative Energien auf den Erzgebirgskreis herunter, bleibt noch viel zu tun. Viele Landkreise, darunter etliche in Bayern, unternehmen darüberhinaus große Anstrengungen, bis 2030 energieautark zu werden. Dies sollte uns Ansporn sein.”